JOHANN STRAUSS

„Er ist der Einzige, den ich beneide – er trieft von Musik, ihm fällt immer etwas ein“, so Johannes Brahms über Johann Strauss, mit dem ihm eine lange und tiefe Freundschaft verband, während Verdi Strauss in Verehrung als „einen meiner genialsten musikalischen Kollegen“ bezeichnete. Wenn Strauss´sche Walzer als himmlisch, leicht, „mit dem Gang der Wellen des Meers auszuführen“ gehört und gefühlt werden, so Ricardo Muti vor dem Neujahrskonzert 2018, und Strauss der Komponist der inoffiziellen Hymne Wiens wurde, so nimmt es doch Wunder, dass seine Kompositionen einem schweren Kindes- und Jugendschicksal entspringen: war es doch der berühmte Johann Strauss Vater, der seine Familie im Stich ließ, wodurch plötzlich der junge Johann Strauss durch seine Mutter - gegen den Willen des Vaters - zum Musikerschicksal ermutigt, eigentlicher Hauptkonkurrent des Vaters wurde und damit auch zum Haupternährer der Familie. Mit seinen ersten Konzert-Debuts hatte Johann Strauss Sohn immensen Erfolg und übernahm letztlich das Orchester des Vaters nach dessen Tod. Durch inspirierte Walzer und Märsche wurde er gewollt-ungewollt zum Sympathisanten der damaligen 1848er-Revolutionäre und initiierte so in Europa eine unvergleichliche Strauss- und damit Musikhysterie. In den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts war er nicht nur königlich ernannter Leiter aller Hofbälle in der Welthauptstadt der Musik, er war einfach nur mehr „der Walzerkönig“, eigentlicher Vorfahre und Vorreiter heutiger weltbekannter internationaler DJs und galt (so Berlioz) als „Befreier des banalen Walzers“. Johann Strauss Sohn setzte mit der Kompositionsphase seiner Operetten, von ihm eher als „komische Oper“ gesehen weitere Akzente: immer noch gespielt und bewundert werden Wiener Blut, Der Zigeunerbaron und natürlich Die Fledermaus. Es mag eine Ironie des Schicksals sein, dass Strauss - um nach damaligem Recht ein drittes Mal heiraten zu können - deutscher Staatsbürger wurde, dies blieb er bis zu seinem Tod im 75. Lebensjahr in Wien. Strauss wurde und wird bewundert wie kaum ein anderer Komponist, ihm zollten seine Zeitgenossen einhellig Respekt und Bewunderung für den schier unendlichen Einfall neuer Melodien und Kompositionen. Strauss selbst wurde als bescheidener Mensch beschrieben, so sagte er über seinen komponierenden Bruder Josef: "Der Peppi ist der Begabtere, ich bin halt populärer", weiters „Gut ist´s gangen, nix is g´schehen“ (nach der Uraufführung des Zigeunerbaron in Wien 1885), „Mein idealer Lebenszweck ist Borstenvieh und Schweinespeck“. Seine Biographie („Glücklich ist wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“), offenbart den Komponisten der bunten Walzerseligkeit und der vitalen vor Kraft und Lebensglück strotzenden Polka- und Quadrillen-Kompositionen im Innersten eine tiefe stoische Lebenseinstellung, ein Leben der Entbehrungen und voll widrigster Umstände von Kindesbeinen an und dennoch der Lebensdisziplin, der konsequenten Ausdauer vor allem beim Arbeiten an seiner Musik und des Tragens immenser Verantwortung für sein engstes aber auch weiteres Umfeld seiner Mitmenschen. Johann Strauss Sohn war zudem bekannt sportlich und agil bis ins hohe Alter (siehe Foto oben: Strauss ist acht Jahre älter als Brahms !). Seine unmittelbare Todesursache, eine Lungenentzündung - während er an einem Walzer komponierte -, Jahrzehnte vor der Entdeckung des Penicillins, ist jedoch immer noch trotz moderner Antibiotika - zumindest in Spitälern - eine der Haupttodesursachen älterer Menschen.