ANTON BRUCKNER (1824-1896)

 

Bruckners unverklärtes Bild zeigt einen bisweilen schrulligen und zwangsneurotischen Menschen mit einem gewissen Hang zur notorischen Frömmelei. Seine ländlich- oberösterreichische Erziehung, besonders im Umfeld des Stiftes St. Florian lehrte ihn Gehorsam, Unterordnung und Ergebenheit. Dies führte zu übertriebener Bescheidenheit manchmal sogar Servilität. Damen gegenüber, wobei er meistens weitaus jüngere verehrte und genauso häufig wie erfolglos umwarb, zeigte sich ein nicht unkauziger Bruckner: „I bin da Professor Bruckner aus Wean und bin dn Koasa sei Organist". Seinem Kaiser war er treu ergeben. Franz Joseph I., der bei der Uraufführung dieses Werkes zur Jagd weilte, eignete er seine 8. Sinfonie zu. Seine letzte Sinfonie, deren Finale fehlt, widmete er „dem lieben Gott“. Diese zeigt von all seinen mächtigen und großen Sinfonien und langen Messen am ehesten seine Gottessehnsucht und - verehrung. Der Nachwelt bleibt die Vorstellung von Bruckner als „Musikant Gottes“. Bereits mehr als ein Jahrzehnt vor seinem Tod wurden bei Bruckner unter anderem Diabetes und Herzschwäche diagnostiziert. Er musste sich wegen dieser Krankheiten immer öfter von seinem Dienst an der Universität freistellen lassen. Die Konsequenzen einer manifesten Herzschwäche („ischämische Kardiomyopathie“) aufgrund einer koronaren Herzkrankheit zeigten ihre ernsten Auswirkungen. Die letzten Bilder von Bruckner, vor allem im Belvedere aufgenommen, wo der Kaiser ihm eine letzte Heimstätte zur Verfügung gestellt hatte, zeigen die Auszehrung als Folge dieser schweren Erkrankung. Als er 1896 starb und das große Totenamt in der Karlskirche stattfand, war auch sein muskalischer Antipode, Johannes Brahms, anwesend. Bruckner ist kaum in Wien angekommen gewesen, als er auch schon in heftigste Streitereien um die „wahre“ Weltanschauung der Musik hinein gezogen worden ist. Seine frühen Kompositionen waren stark von Wagner, den er über alles verehrte, ohne diesen persönlich kennen gelernt zu haben, beeinflusst. Er erkannte bei Wagner, dass man durchaus gegen den kompositorischen Regelkanon verstoßen konnte, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. In Wien ging Bruckner immer mehr seinen eigenen Weg. Einige erkannten schon zu Bruckners Lebzeiten die Bedeutung seines Werkes. Gustav Mahler, Hugo Wolf und viele andere Komponisten lagen Bruckner zu Füßen und wollten „dem Meister“ allerlei Dienste erweisen. Der Siegeszug des Brucknerverständnisses setzte sich im 20. Jahrhundert, getragen von den bedeutendsten Interpreten fort. Heute ist von den einstigen Kämpfen kaum mehr etwas geblieben.