"Rücklings lag er auf einer mit bunten Sternblumen besäten, von Sonne beglänzten Wiese, seine Hände fingerten, nur zu seinem eigenen Vergnügen, an einem kleinen Holzgebläse, das er im Munde hielt, einer Klarinette oder Schalmei, der er friedlich-nasale Töne entlockte, und so stieg das sorglose Genäsel zum tiefblauen Himmel auf, der junge Faun war sehr glücklich.", so Thomas Mann im Zauberberg, wo dessen Held Hans Castorp aus einem Grammophon Debussys Prélude à l‘après-midi d‘un faune, einem „Idyll lauscht, einem raffinierten Idyll.“ Debussys Musik war seinen Zeitgenossen zwar zuerst „fremdartig“, sehr bald erkannte und bewunderte man - bis heute - aber seine Genialität, besonders im völlig Neuen seiner Kompositionen, seinem schwebenden Klangideal wie auch dem Fremdartigen und Sphärischen seiner Klänge, die aus einer eigenständigen Harmonik herrührt, welche europäische Einflüsse mit traditioneller slawischer und asiatischer Musik verbindet. Als Musiker der zartesten Valeurs und Meister des Antipathos, der in seinen Kompositionen ebenso strengen mathematischen Regeln wie einer Fuge von Bach folgte, bemerkte er bereits gegen Ende seines fünften Lebensjahrzehntes blutige Stühle als Zeichen eines Darmkrebses, einer Erkrankung die heute durch moderne Vorsorgeuntersuchungen vermeidbar und durch neue gezielte Therapien sogar behandelbar geworden ist. Als einer der ersten Patienten mit einer Darmkrebsoperation, welche aber leider kaum Besserung brachte, verstarb Debussy an seiner Erkrankung in den letzten Wirren des ersten Weltkriegs in Paris. Auf der Rückseite seines Grabsteins am kleinen idyllischen Friedhof von Passy steht unscheinbar - leicht zu übersehen – CD, MUSICIEN FRANCAIS: scheinbar simpel und grandios zugleich, wie seine Musik . . .
Autor: Marcus Säemann