JOHANNES BRAHMS (1833-1897)

„Brahmsianisch“, so der wohl beste Versuch, in einem einzigen Wort die Musik und das Phänomen Johannes Brahms zu erfassen, wo dessen Kunst doch gewissermaßen außerhalb seiner Zeit stand und steht - er selbst bezeichnete sich denn auch als „Abseiter“. Eben kein reiner Traditionalist als der vielbesagte Nachfahre Beethovens, der die klassische Musik zu ihrem letzten Abschluss brachte, sondern eher schon der tiefe und grundlegende Neuerer, in dessen Werk sich die Klassik widerspiegelt, aber auch Voraussetzung für das Neue wird. Als allgegenwärtig, mächtig und unbesiegbar erscheint uns heute noch jene Erkrankung, die auch Brahms getroffen hat, ein Karzinom der Bauchspeicheldrüse, welches den typischen Symptomenkomplex erzeugt hat, den wir heute klar verstehen: Brahms, der schon deutlich geschwächt und gelb-leuchtend, aus dem Hintergrund der Direktionsloge des Musikvereinssaals seiner 4. Symphonie, von den Philharmonikern gespielt, zuhörte und dann mehrfach tosenden Applaus des Publikums entgegennahm. Krebs, der dunkle Menschheitsbegleiter, zuweilen auch ehrfürchtig als "König der Krankheiten" tituliert, beginnen wir gemeinsam mit unseren vitalen zellulären Regulationsmechanismen, erst seit kurzem und nach mehreren Revolutionen in der molekularen Biologie und Medizin zu verstehen: wir stehen mit einem neuen Verständnis von uns selbst auch erstmals an der Schwelle, mit Krebs zu leben und ihm auch wirksam entgegenzutreten.

gelb-leuchtend

seiner 4. Symphonie