JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750)

„Nicht Bach, Meer sollte er heißen“, so Beethoven bewundernd über den offenbaren Reichtum von Johann Sebastian Bachs Musik und Brahms wusste: „Studiert ihn, dort findet ihr alles.“ Jedes menschliche Gefühl scheint Bach komponiert zu haben, das bloße Individuum, getroffen von Krankheit, Schuld oder Tod bis hin zur majestätischen Erhabenheit des Universums erschließt Bach musikalisch. Gleichzeitig aber mag man ihn auch als eine Form geistiger Ordnungsmacht empfinden, der die Kraft der „Wiederherstellung“, ja der Bestätigung einer existentiellen Menschlichkeit innewohnt, welche dem Menschen auch "Richtung" geben kann. Einem langen, eifrigen wie arbeitsreichen und über weite Strecken gesunden Leben folgte in Bachs letzten Lebensjahren offenbar ein Diabetes mellitus, der - unbehandelt - seinen Tribut forderte: eine - wohl auch durch ärztliche Fehlbehandlung beschleunigt - zur Blindheit führende Augenerkrankung sowie nachfolgende Schlaganfälle, die Bach letztlich das Leben kosteten. Diabetes mellitus – der fließende Honig – welcher sich im Zuge der Industrialisierung und bei ständigem Überfluss des gegenwärtigen Nahrungsangebotes sich zu einer weltweiten epidemiologischen Gesundheitskatastrophe entwickelt, erfasst den gesamten Körper von den kleinen bis zu den großen Blutgefäßen, wie Bach vom kleinsten bis zum größten Gefühl alles erfasst hat.